Mit Atmung Kreativität entfachen & die Konzentration im Sturm wahren

Wir Kreativen kennen das Problem: Wir lieben unseren Job, doch manchmal fühlen wir uns, als hätten wir den Beruf verfehlt, denn im Berufsleben sieht es oft anders aus als früher, als wir noch in unserem stillen Hobbykämmerlein unsere kreativen Ideen auslebten und es noch so sprudelte. Zeitdruck und hohe Erwartungen lassen beizeiten jegliche kreative Gedanken verpuffen und können regelrecht lähmend wirken.

Dabei ist gegen den “Stress”, wie er ja heutzutage in aller Munde ist, erstmal nichts weiter einzuwenden. Wenn ich Stress habe, weiß ich einfach, dass ich Herausforderungen wage, an die Grenzen meiner Komfortzone gehe, wachse, und einfach gute und anspruchsvolle Arbeit leiste, die sich von der Masse abhebt (sei es im eigentlichen Produkt, das ich abliefere, oder in meinem Kundenservice).

Stress kann uns motivieren, regelrecht beflügeln, das Beste herauszuholen und zu geben. Doch natürlich hat da jeder seinen “Sweet Spot”, darunter plätschert es nur dröge vor sich hin (ich brauche dann Schokolade, um mich zu motivieren, denn Kaffee vertrage ich nicht gut), die goldene Mitte ist der pure himmlische Flow, aber wenns dann drüber geht… Manchmal kann ein volles E-Mailpostfach montagmorgens oder eine eher voller als leerer zu werden scheinende To-Do List einen richtig lähmen.

Als Biologin kann ich dir sagen, dass dann unser Angstzentrum (das limbische System in unserem “Säugetiergehirn”) angeknipst wird im Gehirn, während unser präfrontaler Kortex (der evolutiv neueste Gehirnteil, der uns zum Menschen macht) nicht mehr richtig durchblutet wird. Das ist schlecht. Warum? Der PFC ist DER Hirnbereich, der für höhere kognitive Prozesse zuständig ist, wie langfristiges Planen, gute Entscheidungen zu treffen, aber auch – soo wichtig für uns!!- flexibles und kreatives Denken, das Finden neuer Lösungen!

Kennst du das nicht auch, dass du einfach keine verlässliche Performance abliefern kannst? Du weißt, du kannst es bringen, doch in Extremsituationen klappt es einfach nicht so richtig und du beginnst, an deinen Fähigkeiten zu zweifeln. Das Problem bist hier nicht du, sondern das, was die Gesellschaft heute als das neue Normal wahrnimmt.

Gut, jetzt will man aber natürlich vorankommen in seinem kreativen Beruf und an seine Grenzen gehen. Deswegen zeige ich dir, was ich tue, um den unvorhersehbaren Homeoffice-Alltag oder eine turbulente Hochzeit oder Geburtstagsfeier mit 100 Gästen zu bewältigen und mich dabei immer auf meinen Konzentration und Kreativität verlassen zu können.

Okay ganz zu Anfang, ich bin ein sensibler Mensch, was ich allerdings als meine Superfähigkeit ansehe, gerade im künstlerischen Bereich. Deswegen bin ich Meisterin darin geworden, zu verstehen, was ich individuell brauche, und wie ich meinen Körper optimal leistungsfähig erhalten kann.

Wenn du es selbst mit einem anspruchsvollen Körper zu tun hast, darfst du gerne mal meinen Gesundheitsblog besuchen, auf dem es viel um das Thema chronische Erkrankungen, Allergien, Hautprobleme, Verdauungsbeschwerden, Konzentrationsbeschwerden & Erschöpfung geht und was du konkret tun kannst mit Ernährung und einer Verbesserung deines Lebensstils.

Slow-Motion Technik und Achtsamkeit

Dann: Sei freundlich mit deinem Körper, arbeite mit ihm, nicht gegen ihn. Halte es wie Beppo Straßenkehrer aus Momo von Michael Ende:

Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man. Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst zu tun und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen. Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss immer nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein. Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste. Das ist wichtig.

Die einfachste Methode, sich daran zu erinnern, ist die – ich nenne es mal – Slow-Motion-Technik. Langsam ist wieder sexy! Sobald ich merke, dass ich mich unter Druck setze und hetze (bei mir fühle ich dann regelrecht das giftige Gefühl der Stresshormone, die überall im Körper durch Nervenimpulse ausgeschüttet werden, meine Konzentration sinkt und meine Haut beginnt zu jucken und hinterher rebelliert dann oft mein Bauch und ich bin total platt), fange ich an, die Dinge bewusst um 30% langsamer auszuführen und mit mehr Achtsamkeit und Gefühl. Sogleich fühlt man sich wieder in der Kontrolle und kriegt am Ende sogar mehr erledigt! Mittlerweile schaffe ich es zumeist schon, bevor ich auch nur anfange mich zu stressen, indem ich einfach mehr auf mein Körpergefühl achte (auf das Tippen meiner Finger auf der Tastatur, das Setzen meiner Füße…).

Dann möchte ich dir noch zwei großartig effektive und zugleich simple Atemtechniken vorstellen

Die eine ist das Boxbreathing oder Quadratatmung. Sie wurde von den Navy Seals entwickelt, um selbst im Gefecht noch ruhig und dabei konzentriert zu bleiben und sicher zielen zu können. Passt doch perfekt zu uns Eventfotografen, oder? 😉 Es ist ganz simpel. Die Voraussetzung ist natürlich die tiefe Zwerchfellatmung, das heißt, dass du gerade und entspannt sitzt oder stehst und dein volles Lungenvolumen ausnutzt, dabei durch die Nase bis tief in den Bauch atmest. Du atmest nun ein, hältst den Atem an, atmest wieder aus, Atem halten, wieder einatmen, halten, ausatmen, halten… und jedes Element dabei genau gleich lang, z.B. 4 Sekunden, so wie es sich gerade gut anfühlt. Dies stabilisiert dein vegetatives Nervensystem genau in der schönen Balance zwischen Gelassenheit und wacher Fokussiertheit.

Die zweite Technik ist die wechselseitige Nasenatmung (alternate nostral breathing). Du schließt immer ein Nasenloch, atmest du das andere ein, schließt dieses dann, und atmest durch das zuvor geschlossene auf der anderen Seite aus. Du atmest nun auf der selben Seite ein, wie du ausgeatmet hast, schließt dann dieses Nasenloch, und atmest auf der anderen Seite wieder aus. Dort atmest du dann ein, verschließt es, auf der anderen Seite wieder aus… Du nimmst dafür deine rechte Hand (kannst auch die linke nehmen), und mit kleinem und Ringfiner verschließt du dein linkes Nasenloch, den Daumen verwendest du für das rechte Nasenloch. Diese Technik kommt aus der Pranayama-Atmung aus dem Yoga und hilft, die beiden Gehirnhälften zu synchronisieren, einmal innezuhalten und in eine kleine Meditation zu gehen. Die wenigsten erreichen Gedankenstille, es reicht, das Bewusstsein einfach immer wieder auf den Atem zu lenken, das alleine trainiert schon das Gehirn. Und oft beginnen bei mir dann sogar, die negativen Gedanken zu schweigen und die kreativen zu sprudeln, und was will ich mehr! Du kannst sie auch unterwegs kurz für 5 Minuten auf der Toilette ausführen.

Hierzu gibt es auch viele Videos auf Youtube.

Überhaupt kann ich jedem Berufstätigen heutzutage empfehlen, regelmäßig Kurse in Entspannungstechniken zu besuchen. Laut einiger meiner Gesundheitsberatungsklienten werden solche schon in vielen großen Firmen angeboten.

Wie bei allem im Leben gilt: Die besten Lösungen muss man sich erarbeiten. Bei den ersten Malen wirst du vielleicht noch nicht viel Effekt erleben, doch bleibe dran, und nach und nach stellt dein Körper sich drauf ein und empfängt es als etwas Gutes, dein Gehirn und Nervenkostüm wird umtrainiert. Es bilden sich neue Synapsen in deinem PFC, deine Resilienz und Denkleistung steigt nachhaltig.

Wenn ich dir weiterhelfen konnte, gib mir gerne einen Daumen hoch und schreibe mir einen Kommentar, was dir hilft, und worüber du in Zukunft gerne mehr hören würdest! Allzeit kreative Gedanken und ein gelassenes Gemüt,

deine